

Wer kennt ihn nicht, den Satz der Bürgermeisterin / des Chefs / der Kursleiterin / der Eltern: Man kann jederzeit mit Allem zu ihm/ihr kommen. Was ich daran so spannend finde ist: Menschen sind wahnsinnig gescheit – schon von Kind auf. Sie wissen ganz genau, wem sie wirklich offen ihre Sorgen erzählen können bzw. welche Risiken damit verbunden sind – und richten sich danach. Und so bekommen eigentlich nur die Menschen, die für die Welt in ihrer ganzen Fülle (inkl. kritischer Wahrnehmung ihrer eigenen Handlungen) offen sind, auch die wirklichen Probleme mit. Alle andere hören das, was sie hören wollen (und können). Ich finde: Das hat eine gewisse Gerechtigkeit. Und eine gewisse Tragik.
Tragisch ist es deswegen, weil Mit Allem kommen können weiterlesen
Ich bin dort daheim, wo
Im Zusammenleben verletzen wir oft die Grenzen Anderer. Dann ist ein Gespräch wichtig – und eine Entschuldigung, die zeigt: Das war nicht Absicht, mir ist es ein Anliegen, deine Grenzen zu respektieren. Wenn diese Entschuldigung nicht erfolgt, dann muss ich davon ausgehen, dass sich die Grenzverletzung jederzeit wiederholen kann. So erlebe ich es leider – in Bezug auf für mich lebenswichtige Grenzen – in Haag am Hausruck.
Ich habe ein Recht daheim zu sein. Auch und gerade in Haag am Hausruck. Meine Grenzen sind genauso wichtig wie die aller anderen Menschen dort. Ich bin genauso wichtig. Und darum setze ich mich für meine Grenzen und für mich ein – mit all meiner Energie. Und mit Liebe.
“Es gibt kein für alle gültiges Bewertungssystem, kein richtig oder falsch. Die Entscheidung ist dann richtig, wenn sie reflektiert und verantwortungsbewusst und aus Liebe zu sich und anderen getroffen wurde.”
Erich Gleisser, Geschäftsführer und Teilhaber von Changemaker
Es ist nicht einfach, richtige Entscheidungen zu treffen. So sass ich in den letzten Wochen Tag für Tag an einem Brief an die Mitglieder des Gemeinderats von Haag am Hausruck. Ich empfand es als meine Verantwortung, Dinge mit ihnen zu teilen, die ich entdeckt habe. Es war mich wichtig, den Mut zu haben, zu meiner Meinung und meinen Werten zu stehen. Und dabei stand ich jeden Tag neu vor der Frage: Wie schreibe ich es? Wie kann ich gleichzeitig fachlich korrekt, ehrlich, offen und wertschätzend sein? Kann ich das?
Während ich nochmal überlege, ob mir das gelungen ist fällt mir Martin Vosseler ein, mit dem ich mich innig verbunden fühle. Oder vielmehr fühlte. Er wurde vor Kurzem bei einem Fahrradunfall getötet. Er hat immer aus einem Geist der Liebe heraus gehandelt. Und er hat damals, als er uns auf unserer Alm besuchte ganz begeistert vom Specht erzählt, auf den er bei der Wanderung auf der Alm gestoßen ist. Das ist mir geblieben. Sein Blick für die Schönheit im Leben. Und vielleicht habe ich auch deswegen den Brief geschrieben: Weil ich das Schöne sehe und an es glaube. Und gerade deswegen die Handlungen kritisiere: Weil ich Menschen die dahinter schätze. Ich gebe Ihnen Wert, indem ich Ihnen meine Zeit widme. Mir Gedanken um sie mache. Und indem ich mir überlege – Stunde um Stunde, Tag um Tag – wie ich meine Gedanken so mit ihnen teilen kann, dass ich ihnen eine Möglichkeit biete, ihr Potenzial bestmöglich zu leben – und so meinen Teil dazu beitrage, dass wir uns allen bestmöglich Sorge tragen.
Zum Nachlesen:
Brief an die Mitglieder des Gemeinderats von Haag am Hausruck vom 15.11.2019
Folgendes Gedicht hab ich bei einer Lesung von Reiner Kunze in den 1990er Jahren in Wien kennengelernt.
Bittgedanke, dir zu Füßen
Stirb früher als ich, um ein weniges
früher
Damit nicht du
den weg zum haus
allein zurückgehn musst
Es verkörpert für mich die Liebe und das Leben.
Es verkörpert für mich, dass es sich lohnt, bis zum Ende zuzuhören (bzw. bis zum Ende zu lesen) – weil man oft erst dann wirklich versteht.
Es verkörpert für mich, dass man auch dann, wenn man glaubt, verstanden zu haben, doch noch nicht ganz verstanden hat.
Es verkörpert für mich, dass wir einander berühren.
Es verkörpert für mich die Liebe.
Und es erinnert mich daran, dass unser Leben – mit all seinen Möglichkeiten – ein begrenztes und flüchtiges Gut ist. Wir wissen weder, wann wir selber sterben – noch wann die Anderen sterben. Und darum möchte ich alle, die es betrifft, daran erinnern, dass sich bei jemandem zu entschuldigen nicht eine Last ist – sondern eine Entlastung. Die nur eine begrenzte Zeit lang möglich ist. Ein vergänglich möglicher Weg.
Und damit mache ich mich auf einen Weg in dem diese Website (zumindest) für einige Zeit keine so große Rolle mehr spielen wird – und auf dem doch Worte ganz gewichtig sein werden.
Zum Weiterlesen:
Meine Gedanken zu vergangenen Wegen in Haag am Hausruck:
* Tourismus an der Luisenhöhe: Offiziell abgesegneter Diebstahl (Förderungen an der Luisenhöhe 2013-2017)
* Umgang mit Altlasten und den davon betroffenen Menschen: So ein Müll
Liebe in den Worten meines Lieblingssängers Passenger:
“And holding on can be so frightening
I know she’s frightened too
But I’ll go dancing out in the thunder and lightning
If she will too.”
Und das ist für Dich: Blitz und Donner weiterlesen
“Wir lesen unseren Kindern Märchen vor und sagen ihnen, dass es gute und böse Menschen gibt. (…) Das würde ich heute niemals mehr tun. Ich würde sagen, dass wir alle die Fähigkeit in uns tragen, Gutes zu tun und die Fähigkeit, schlechte Entscheidungen zu treffen. Wenn man jemanden liebt, muss man sowohl das Gute als auch das Schlechte in ihnen sehen.” Sue Klebold
Wenn Tragödien wie der Amoklauf vom 20. April 1999 an der High School in Columbine passieren, ist die erste Frage der meisten Menschen: Warum? Sue Klebold, die Mutter eines der Amokläufer von Columbine meint in ihrem 2016 veröffentlichten Buch, dass das vielleicht die falsche Frage ist. Für sie ist die bessere Frage: “Wie?”
Als nach dem Amoklauf die Frage “Warum?” im Zentrum des Interesses stand, so erzählt sie in einem Interview, endet das sehr schnell in Schuldzuweisunungen und einem von Wut geprägten Klima. Wenn wir hingegen “Wie?” statt “Warum?” fragen, so schreibt sie, dann konzentrieren wir uns auf den Prozess. Im Fall ihres Sohnes ist das: Nicht warum – sondern wie? weiterlesen
Ich mag mutige Menschen. Mein letzter Beitrag war über eine mutige Frau. Als Ausgleich gibt’s jetzt einen Kurzfilm über mutige Männer:
Und was hat das jetzt mit der Luisenhöhe zu tun? Ganz einfach: Mutige Männer weiterlesen
«Die verlorene Ehre der Katharina Blum» Heinrich Böll
Wir haben alle unsere uns ganz eigene Art mit Herausforderungen umzugehen. Es beeindruckt mich, wie Jolanda Spiess-Hegglin und ihr Ehemann sich gemeinsam auf ihre jeweilige Art dagegen wehren, dass man Gras über die Ereignisse vom Dezember 2014 und die Berichterstattung darüber wachsen lässt – und damit die negative öffentliche Darstellung von Jolanda Spiess-Hegglin so stehen lassen würde als wären sie richtig. Es bestärkt mich wie die beiden damit und miteinander umgehen – wie eine Liebe unter einer Tsunami-Belastung Vertrauen trauen weiterlesen
“Was uns am Ende rettet, ist nicht unser Kontostand, sondern jemand, der uns die Hand reicht“.
Das war das Motto einer Kunst-Aktion am G20-Gipfel in Hamburg (siehe Video unten) – in der eine Gruppe von etwa 1000 Menschen eine zweistündige Choreographie auf die Beine stellte und mithilfe mehrerer hundert Menschen umsetzte – um uns alle zu mehr Menschlichkeit und Eigenverantwortung aufzurufen.
Und das für mich Besondere an dieser Aktion ist, dass ich genau das jetzt erlebe. Kontostand und Hand weiterlesen