Vor mehr als fünf Jahren ging die Bahn auf die Haager Luisenhöhe in Konkurs. Seither passiert in regelmäßigen Abständen immer wieder dasselbe. Das macht mich stutzig. Es ist Zeit, Bilanz zu ziehen.
Es fängt jeweils damit an, dass betont wird, dass die vor fünf Jahren in Konkurs gegangene Bahn auf der Luisenhöhe rentabel betrieben werden könne und Sanierungen kostengünstig seien. Es endet jeweils damit, dass niemand gefunden wurde, der die angeblich rentable Bahn betreiben will. Das wirft die Frage auf:
War hat was zu gewinnen – um welchen Preis?
Wenn an etwas über längere Zeit trotz wiederholter Fehlschläge festgehalten wird, dann lohnt es sich anzuschauen: Für wen wären denn nun die Bahnen auf der Luisenhöhe „ein Gewinn“ – und für wen „ein Verlust“?
An der Luisenhöhe gibt es aus meiner Sicht zwei Hauptgruppen, die in Bezug auf die Bahnen etwas zu gewinnen und verlieren haben.
Gewinn-Verlust-Rechnung für die Bevölkerung
Die eine Hauptgruppe – die Bevölkerung – hatte in den vergangenen zehn Jahren v.a. folgenden Gewinn: eine Rodelbahn und eine Aufstiegshilfe, die während viereinhalb Sommern betrieben wurden. Diesem Gewinn steht ein Stillstand der Bahnen seit Januar 2020 und ein finanzieller Verlust von über 1,5 Millionen ihrer Steuergelder gegenüber. So viel Geld wurde nämlich durch Beschlüsse politischer Entscheidungsträger:innen beim Land OÖ und der Gemeinde Haag/H. in den Jahren 2014-2017 in das unrentable Projekt „Erlebnisbergbahn“ gesteckt. Das Geld ging dann mit dem Konkurs verloren. Ein Teil der Bevölkerung (die Anrainer:innen) verlor an der Luisenhöhe in den letzten 10 Jahren zuerst auch Ruhe – und gewann sie dann wieder zurück.
Die Bevölkerung hat zusätzlich zu den Verlusten der Vergangenheit potenziell Folgendes zu verlieren: Noch mehr Steuergelder. Und zwar dann, wenn die politische Entscheidungsträger:innen nicht aus Fehlern der Vergangenheit lernen.
Verlust für politische Entscheidungsträger:innen
Das bringt uns direkt zur zweiten Hauptgruppe in der Gewinn-Verlust-Rechnung an der Luisenhöhe: den politischen Verantwortlichen beim Land OÖ und der Gemeinde Haag am Hausruck. Hier wird die Gewinn-Verlust-Rechnung komplizierter. Der Knackpunkt ist nämlich: So lange die politischen Entscheidungsträger:innen das damalige Durchboxen des Projektes um jeden Preis als Gewinn sehen bzw. verkaufen wollen, sind weitere Verluste für die Bevölkerung vorprogrammiert. Sie werden es dann nämlich wieder genauso machen wie beim letzten Mal – weil es ihnen dann nicht möglich ist, die Fehler von damals zu sehen, zuzugeben und zu korrigieren.
Schaffen sie es hingegen, den Gewinn zu sehen, den wir alle daraus ziehen, wenn Sie aus Fehlern der Vergangenheit lernen, dann besteht eine echte Chance, dass das Erholungsgebiet Luisenhöhe so genutzt wird, dass es ein Gewinn für alle ist.
Was ist denn nun der Fehler der Vergangenheit, der zu so hohen Verlusten für die Bevölkerung geführt hat? Es ist so: Die politisch Veantwortlichen haben Förderungen für ein Projekt auf der Luisenhöhe beschlossen, das finanziell nicht überlebensfähig war – auch nicht nach zweimaligem Nachschießen zusätzlicher Steuergelder. Den genauen Grund dafür kenne ich nicht, ich sehe zwei Möglichkeiten: Die politisch Verantwortlichen haben entweder verabsäumt, nachzurechnen, ob das Projekt auch mit den von der Behörde im Bewilligungsverfahren vorgeschriebenen Auflagen rentabel ist. Oder sie haben zwar nachgerechnet, aber ihr Rechenmodell ist nicht praxistauglich.
Würden politisch Verantwortlichen sich diesen Fehler anschauen und aus ihm lernen (indem sie diesmal entweder besser prüfen oder ein praxistauglicheres Prüfmodell entwickeln), dann würden wir alle gewinnen. Die Entscheidungsträger:innen, weil Sie aus Fehlern lernen und ihr Amt in Zukunft noch besser machen können. Die Bevölkerung, weil sie dank des gewonnenen Wissens nicht nochmal eine unvorhersehbare Menge an Steuergeldern in der Luisenhöhe versenkt.
Noch sind wir nicht so weit
Noch haben wir ein Stück Weg bis zu einer solchen Fehlerkultur. So stellte z.B. die ÖVP Haag/H. in ihrer Partzeitung im Juli 2021 fest: „im Nachhinein ist man immer gescheiter.“ Es scheint für sie überhaupt nicht klar zu sein, dass man durch ein Lernen aus Fehlern eben genau auch im Vornhinein klüger wird.
Auch sonst hat sich bis dato leider niemand der Hauptverantwortlichen hingestellt und gesagt: Da haben wir damals in der finanziellen Einschätzung einen Fehler gemacht – aus dem wir gelernt haben.
Wiederholen statt draus lernen?
Meine Bilanz ist darum klar: Sollte die Bahn auf die Luisenhöhe ohne grundlegenden Wandel in der Fehlerkultur wiedereröffnet werden, so ist das unweigerlich mit einem weiteren finanziellen Verlust für die Bevölkerung verbunden.
Ich bin überzeugt: Das Betreiben touristischer Anlagen auf der Luisenhöhe kann nur dann ohne „unvorhergesehene Ausgaben“ bzw. „Verlustabschreibung“ erfolgen, wenn die politischen Entscheidungsträger:innen es schaffen, der Vergangenheit ehrlich ins Auge zu schauen. Wir brauchen die Antwort auf die Frage: Warum haben sie es vor zehn Jahren nicht geschafft, die tatsächlichen Kosten für das von ihnen unterstützte Luisenhöheprojekt realistisch einzuschätzen? Wie stellen Sie sicher, dass es diesmal anders sein wird?
Zum Weiterlesen
Hintergrundinfo zu den Finanzflüssen an der Luisenhöhe: Förderung der touristischen Einrichtungen an der Luisenhöhe 2013-2017. Antrag auf Prüfung der Vergabe öffentlicher Gelder durch den Landesrechnungshof. Dezember 2017
Beulebensraumkonzept. Meldung der Haagentur aus dem Jahr 2024
Veröffentlichung
Änderungen
- 22.04.2025: Korrektur auf den Satz „Warum haben sie es vor zehn Jahren nicht geschafft, die tatsächlichen Kosten für das von ihnen unterstützte Luisenhöheprojekt realistisch einzuschätzen?“ (vorher stand. Warum haben sie es vor haben Jahren …).
- 23.04.2025: Einfügen zusätzlicher Link: „Die Politik und die Blindschleiche„
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