man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen. Sie fressen den Wohlstand nicht auf, im Gegenteil, sie sind für den Wohlstand unerlässlich. Aber sie sind da.
Im Jahr 1965 hat der Schweizer Schriftsteller Max Frisch einen Text zum Thema Migration geschrieben, der auch heute noch aktuell ist – und zwar weit über die Schweiz hinaus. Er beschreibt nämlich ein sehr spannendes Phänomen: Wir tun uns äußerst schwer damit, dass wir uns anschauen: Wo hab ich ein Rassismusproblem? Warum denn eigentlich?
Man ist kein Rassist; es ist schließlich eine Tradition, dass man nicht rassistisch ist (…) Trotzdem sind sie einfach anders. Sie gefährden die Eigenart des kleinen Herrenvolkes, die ungern umschrieben wird, es sei denn im Sinn des Eigenlobs, das die andern nicht interessiert.
Vielleicht tun wir uns deswegen so schwer damit, über Rassismus zu reden, weil es dabei schlussendlich um uns geht – darum uns selber kritisch zu betrachten:
- Wer bin ich?
- Wie gehe ich mit anderen Menschen um?
- Wo bin ich letztes Mal in die Rassimusfalle getappt (ich selber z.B.: Vor ein paar Wochen)
- Wo urteile ich ich vorschnell, um mich nicht mit mir selber beschäftigen zu müssen?
- Wo rede ich über andere statt mit ihnen?
Ich finde: Das sind wichtige Fragen, die es sich lohnt, dass wir sie miteinander diskutieren. Es gibt Rassismus. Es ist unser aller Aufgabe, ihn anzugehen. Auch meine. Auch deine. Kurz: Unsere.
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Der gesamte – sehr lesenswerte – Text von Max Frisch findet sich hier:
„Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch zum Thema Immigration: … und es kommen Menschen“. Berliner Zeitung. 08.01.2005. abgerufen am 16.11.2024