Eine sehr alte Frage

Was hat der Bauernaufstand von 1525 mit uns zu tun? Auf diese Frage bin ich vor kurzem schon mal kurz aus Sicht der Landwirtschaft eingegangen. Heute möchte ich das Ganze nochmal aus Sicht der Freiheit betrachten. Sie war schon damals Kernpunkt der Forderungen und ist auch heute noch eine Knacknuss.

Die Historikerin Lyndal Roper meint im Terra-X-Podcast „Der Freiheitskampf der Bauern – Bauernaufstand 1525„, dass es den Horizont erweitert, wenn wir uns damit beschäftigen, welche Antworten Menschen in einer anderen Zeit auf Fragen fanden, die auch für uns noch immer aktuell sind. Es stellt sich z.B. die Frage, was genau denn das Fass zu einem bestimmten Zeitpunkt zum Überlaufen bringt. Sie meint dazu: „Um eine Revolution anzufangen braucht man Selbstbewusstsein, ein bisschen Optimismus.“

Seinen Mut zusammennehmen

Das finde ich spannend – und zwar weit über gesamtgesellschaftliche Revolutionen hinaus. Es entspricht nämlich genau meiner Erfahrung. Wenn ich eine Veränderung einfordere, dann brauche ich dazu immer Mut und Selbstvertrauen. Ich brauche das Vertrauen, dass ich eine Wirkungsmacht habe – die Macht, etwas zu bewirken. Sonst fange ich gar nicht an, Forderungen zu stellen. Genau dasselbe gilt für Forderungen einer Gruppe. Nur bzw. erst wenn genug Menschen der Überzeugung sind, dass sie die Macht haben, etwas zu bewirken, ist ein gemeinsames Aufbrechen in Richtung Veränderung möglich.

Freiheit für alle

Die Forderungen des Bauernaufstands sind in den „12 Artikeln“ niedergeschrieben. Sie sind eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa. Einer der Kerngedanken dieses Forderungskatalogs war, dass wir frei sind und frei sein wollen – etwas dass ich auch heute sofort unterschreiben würde. .

In den letzten 500 Jahren in Bezug auf Freiheit zwar viel erreicht. Wie sie genau aussieht – wie sie sich so gestalten lässt, dass alle sie genießen können – darauf wurde bis heute keine endgültige Antwort gefunden. Der Begriff wurde und wird leider auch oft missbraucht, um die Grundrechte aller Menschen. in Frage zu stellen. Mir ist deshalb wichtig, wachsam zu bleiben und mich zu fragen: Was wird hier von mir verlangt? Oder, um es in den Worten von Lea Ypi in ihrer Autobiografie „Frei“ zu sagen, in dem sie auf Seite 264 die Dilemmata ihres Vaters schildert:

Er wusste, alles hatte seinen Preis, aber diesen Preis zu akzeptieren war er nicht gewillt.

Genauso geht es mir. Um dieses Dilemma zu lösen und mein Ideal gesellschaftlicher Freiheit für alle Menschen auch weiter hochzuhalten hilft wahrscheinlich nur eines: Wir müssen uns die Frage nach dem Weg zur Freiheit immer wieder neu zu stellen und dabei unsere Geschichte kritisch und aus immer neuen Blickwinkeln zu betrachten – um bestmöglichen Nutzen aus ihr zu ziehen. Mir helfen dabei Erfahrungsberichte, wie jener von Lea Ypi. Die in Albanien aufgewachsene Autorin schließt ihre Autobiografie mit folgenden Worten:

Meine Welt ist so weit von der Freiheit entfernt wie die, aus der meine Eltern entkommen wollten. Beide werden dem Ideal nicht gerecht. Aber ihr jeweiliges Scheitern nahm konkrete Formen an und wenn wir nicht in der Lage sind, diese zu verstehen, werden wir für immer gespalten bleiben. Ich habe meine Geschichte aufgeschrieben, um zu erklären, zu schichten und den Kampf fortzuführen.  

Quellen & zum außerhalb dieser Website Weiterlesen und -hören :

Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte. Lea Ypi. Suhrkamp Verlag. Berlin 2022 – eine äußerst horizonterweiternde Lektüre.

Zwölf Artikel. Wikipedia. Abgerufen am 07.06.2025

Terra-X-History Podcast „Der Freiheitskampf der Bauern – Bauernkrieg 1525„. Abgerufen am 07.06.2025.
Die Terra X History Podcasts des ZDF werfen einen Blick auf die Geschichte, um komplexe Themen besser zu verstehen.

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