Luisenhöhe-Saga: Der Botengang

Achtung: Satire mit Krampus-Erwähnung

Luisenhöhe-Saga: Staffel 1, Folge 4
Diese Serie beruht auf wahren Begebenheiten*

Haag am Hausruck, 5.12.2025, Gemeindeamt. Der Bürgermeister telefoniert gerade sowohl am Festnetz als auch am Handy, tippt gleichzeitig einen wichtigen Text in seinen Computer und winkt eine Mitarbeiterin, die etwas von ihm braucht, zu seinem Schreibtisch. Nebenbei verkostet er ein Weihnachtskeks. Plötzlich klopft es an der Tür. Wird der Bürgermeister seine Tür für den unangekündigten Besuch öffnen?

Was bisher geschah: Nach dem unerwarteten Beschluss des Gemeinderats vom 13.11., dass die Rodelbahn durch das Aufstellen von Karussellen gerettet werden könnte, ist der Umsatz der Wirtshäuser um 1479,83% gestiegen, weil es an Gerüchten nur so brodelt.

Nur der Bürgermeister beteiligt sich nicht an der Gerüchteküche. Er hat genug anderes zu tun. Es klopft. Die Tür geht auf. Im Türrahmen steht der Krampus. Scherz. Es ist der Bote von Peacinga – der berüchtigten Grundanrainerin der Luisenhöhe.

Der Bote holt sein Schmerzgel aus der Tasche und salbt seine Hände ein: Er hat gewichtige Briefe der Luisenhöhe-Nachbar:innen zu Fuß ins Gemeindeamt getragen. So etwas geht nicht spurlos an einem vorüber.

Mit sanfter Geste übergibt der Bote die wertvolle Fracht an das Ortsoberhaupt. Dieser wartet auf eine ehrfürchtige Verbeugung. Stattdessen schlägt der Bote vor, die Klärung der Frage: „Wann genau ist denn eine Einvernahme der Luisenhöhe-Nachbar:innen zum Karusellprojekt gegeben?“ in die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung vom 11.12. aufzunehmen.

Der Bürgermeister verschluckt sich vor Erstaunen an seinem Weihnachtskeks und muss die Besprechung unterbrechen. Es besteht die akute Gefahr, dass die Frage nie geklärt werden kann. Nur eine Handlung kann die Gemeinde noch retten: Ein Dringlichkeitsantrag an der Vorweihnachtssitzung des Gemeinderats.

Der Gemeinderat – immer bereit den Ort zu retten – stellt sich am 11.12. mutig dem Dringlichkeitsantrag und bestimmt: „Nachbar:innen sind alle, die im Veranstaltungsrecht Parteistellung haben. Von diesen müssen zwei Drittel mit dem Aufstellen von Karusellen (mit oder ohne Einhorn) einverstanden sein, damit ein Einvernehmen gegeben ist„. Es genügt also, wenn mehr als ein Drittel der Nachbarschaft dagegen ist. Ist die Bahn nun Geschichte?

Noch nicht ganz: Der Bürgermeister sucht verzweifelt die vom Boten übergebenen Briefe mit den nachbarlichen Unterschriften – die die mangelnde Einvernahme beweisen würden – in seiner Tasche. Er erinnert sich: Etwa die Hälfte der Nachbar:innen hat gegen die Mit-ohne-Einhorn-Karuselle unterschreiben – also deutlich mehr als ein Drittel. Es schwant ihm, dass damit die Bahn gestorben ist. Es braucht nur noch die Listen, um das Ende zu besiegeln. Wird er sie finden?

Nein. Er findet Folgendes in seiner Tasche: Kokuskuppeln. Einen Fanbrief aus der Bevölkerung. Einen Brief von ihm selbst an die Nachbar:innen vom 9.12.. Aber keine Briefe von Nachbar:innen an den Gemeinderat – die das Ende der Bahn bedeuten würden. So geht nur die Sitzung zu Ende. Die Karussell-Saga geht weiter.

Der Brief des Bürgermeisters ist unterdessen – eingebettet in glücksselige Weihnachtskarten – auf dem Weg zu den Nachbar:innen und Grundanrainer:innen. Am 20.12. trifft er bei der Grundanrainerin Peacinga ein. Sie findet ihn spätabends im Briefkasten. Am Sonntag 21.12. schenkt sie sich Bio-Lebkuchentee aus dem Almer-Hofladen ein und öffnet ihn.

Ihr Gesicht wird leichenblass: Der Bürgermeister kündigt Besuch an. Sie blickt sich entsetzt in ihrer Wohnung um. Soeben hat sie einen Aufruf für saubere Gemeindepolitik verfasst – anstatt ihr Geschirr abzuwaschen. Kurz: Es steht dreckiges Geschirr herum. Außerdem hat sie – entgegen bester Vorsätze – immer noch kein einziges Weihnachtskeks gebacken. Wie soll sie so einen Karussell-Betreiber empfangen, um sich sein Konzept vorstellen zu lassen?

Dann der rettende Gedanke: Sie muss gar niemand empfangen! Sie hat ja schon lange unterschrieben, dass sie gegen das Aufstellen von Karussellen ist, egal wie das Konzept aussieht. Und in dem Brief an den Gemeinderat stand auch drin, dass der Brief bitte an den Karussell-Betreiber weitergeleitet werden soll. Das hat der Bürgermeister sicher gemacht. Dafür würde sie die Hand ins Feuer legen. Es gibt in ganz Haag niemand, der mehr an das Gute im Bürgermeister glaubt als sie.

Sie steht auf. Sucht die Zutaten für rosa Vanillekipferl aus dem Kochbuch „Sophias vegane Welt“ und Schoko-Schneemänner aus dem Kochbuch „Let it snow“ zusammen und fängt endlich an zu backen – in der glückseligen Gewissheit, dass die Ära der Luisenhöhe-Bahnen nun endgültig zu Ende gegangen ist und der Bürgermeister dies bald verkünden wird.

*Achtung-Achtung-Achtung: Wenn irgendwo steht, dass etwas auf wahren Begebenheiten beruht, dann musst du davon ausgehen, dass von dem was da drin steht zwar etwas wahr ist, aber NICHT ALLES!!!

Alle Folgen der Luisenhöhe-Saga:
Staffel 1 – Folge 1: Luisenhöhe-Saga: Die Realitätsverweigerung.
Staffel 1 – Folge 2: Luisenhöhe-Saga: Die Berichte
Staffel 1 – Folge 3: Luisenhöhe-Saga: Der Marathon
Staffel 1 – Folge 4: Luisenhöhe-Saga: Der Botengang

Ende Satire


Weiterlesen 1: Fakten & Kommentare

Im Sinne der Förderung einer fundierten Diskussion sind Fehlermeldungen sehr willkommen.

Verkehrs-, Umwelt- und Finanzproblem Luisenhöhe (24.11.2025)

Förderung der touristischen Einrichtungen an der Luisenhöhe 2014-2017 (Dezember 2017)

Neuausrichtung Tourismus Luisenhöhe – ungelöste Probleme (15.09.2021)

Zum Weiterlesen 2: Satire & Selbstironie

Quellen

Protokoll der Sitzung des Gemeinderats von Haag am Hausruck vom 14.11.2013.

Diskussion des Gemeinderates von Haag am Hausruck zum Thema Luisenhöhe an der Gemeinderatssitzung vom 13.11.2013

Schausteller aus Marchtrenk will Haager Rodelbahn retten. Oberösterreichische Nachrichten. 14.11.2014. Online-Bericht. abgerufen am 15.11.2014.

Mail der Verfasserin (=Grundanrainerin) vom 2.11.2025, 23:41 an die Fraktionsobleute des Gemeinderats von Haag am Hausruck zum Thema Luisenhöhe – mit der Bitte an die Fraktionsobleute, das Mail an alle Mitglieder des Gemeinderats weiterzuleiten.

Förderung der touristischen Einrichtungen an der Luisenhöhe 2014-2017 (Dezember 2017)

Neuausrichtung Tourismus Luisenhöhe – ungelöste Probleme (15.09.2021)

Ausschreibung der Luisenhöhebahnen: Zukunft der Luisenhöhe in Haag am Hausruck. Website der Marktgemeinde Haag am Hausruck. 9.3.2025, abgerufen am 7.12.2025

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