Luisenhöhe-Saga: Die Berichte

Achtung: Satire mit Erwähnung des Klimawandels!

Luisenhöhe-Saga: Staffel 1 – Folge 2
Diese Serie beruht auf wahren Begebenheiten.*

Es war ein erstaunlicher Beschluss, den 14 Haager Gemeinderät:innen am 13. November 2025 ermöglicht hatten: Es sollte bis Jahresende geprüft werden, ob Karusselle die Luisenhöhe-Bahnen aus ihrem Dornröschenschlaf wachküssen können. Würde den Medien nun womöglich auffallen, dass es gut wäre, kritisch nachzufragen?

Was bisher geschah: Die „letzte Frist“ für die Wiederbelebung der Rodel- und Bergbahn auf die Luisenhöhe war nun schon so oft vertagt worden, dass mittlerweile (fast) allen klar war: Eine neue „allerletzte“ Frist der Gemeinde – diesmal 31.12.2025 – ist ungefähr so glaubwürdig wie ein neues Weltuntergangs-Datum der Zeugen Jehovas.

Entsprechend gross ist in den Tagen nach der Gemeinderatssitzung das Zittern: Würden die Medien diesmal durchschauen, dass es schon wieder eine Fristverschiebung gegeben hat? Womöglich kritische Fragen stellen? Oder gar die im Beschluss erwähnten Nachbar:innen interviewen – und nicht nur den Bürgermeister? Nach so einem Beschluss war alles möglich!

Schon seit Jahren berichteten die Medien ja nun regelmässig über die Luisenhöhe. Nicht immer war es einfach, die Artikel von einer Werbeeinschaltung der Projektbetreiber zu unterscheiden. Aber wer wird sich schon an so Kleinigkeiten stossen? Die Stillstands-Gondeln wurden schliesslich jedes mal von einer anderen Seite fotografiert. Die journalistische Vielfalt war also gegeben.

Zurück nach Haag. Die erste Jubelmeldung folgt schon am Tag nach der Gemeinderatssitzung – für die SPÖ. Eine Zeitung berichtet von 4 SPÖ-Gemeinderäten, die gegen den Beschluss gestimmt haben. Juhu! Diese Zeitung hat geschafft, was in keiner der letzten Neuwahlen gelang: Die Fraktion war um 33,3% gewachsen! (von 3 auf 4 Fraktionsmitglieder). Da soll noch mal wer sagen, die Medien haben keine Macht!

Kurz später bringt eine andere Zeitung Klarheit in alle Haushalte. Die Titelseite ziert eine „Allerletzte Chance“. Neugierig blättert ein FPÖ-Gemeinderat um. Er verschluckt sich vor Erstaunen am Kaffee. Der Bürgermeister wird wie folgt zitiert: „Die Firma (…) muss jetzt über den Winter die technischen, rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen auf den Tisch legen.“ Im Zitat des Bürgermeisters endet der Winter also schon am 31. Dezember. Denn dieses Datum – Jahresende – ist ja die vom Gemeinderat beschlossene Frist.

Ein ÖVP-Gemeinderat atmet unterdessen erleichtert auf. Der Klimawandel hätte auch noch viel schlimmer zuschlagen und den Winter gleich ganz streichen können. Er hat den Artikel schon fertig gelesen und schleckt sich zufrieden die Kipferl-Krümel von den Fingern: Der Haager Bürgermeister ist einfach ein begnadeter Redner und macht jeden Text mit seinen knackigen Zitaten automatisch zum Bestseller. Kein Wunder stellt die ÖVP in Haag die Mehrheit. Noch dazu verlangt der Ortschef nie, dass man ihm seine Zitate vor Abdruck nochmal zum Gegenlesen schickt. Das spart allen Zeit und bietet bei der Formulierung zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten.
Ein gewisser Gestaltungsspielraum ist natürlich zentral, denn er bietet schlicht und einfach die besten Geschichten. Wenn dabei mal was Falsches rauskommt, sagt der Bürgermeister einfach er wurde falsch zitiert und die Zeitung sagt, der Bürgermeister habe das genau so gesagt wie gedruckt. Genau das passiert auch diesmal – in trauter Unschuld beider Seiten. Wenn das nicht praktisch ist!

Kurz: Alle frönen nach den Medienberichten besinnlich (wenn auch nicht zwingend bei Sinnen) der vorweihnachtlichen Luisenhöhe-Märchenstunde. Alle? Natürlich nicht. Wie immer, wenn man am wenigsten auf sie gewartet hatte, meldet sich die unsägliche, schreibwütige Luisenhöhe-Grundnachbarin Peacinga zu Wort. Sie liest. Vergleicht die Fakten. Und schreibt – an die Zeitungen und den Bürgermeister. Das sieht dann ungefähr so aus: „Absatz 5, Satz 3 von Luisenhöhe-Artikel XY ist keine wahrheitsgetreue Berichterstattung weil … (Aufzählung diverser langweiliger Fakten & Spitzfindigkeiten)“. Gefolgt von irgendwelchen salbungsvollen Sätzen zur Bedeutung des Vertrauens der Bevölkerung in Politik und Medien. Wieso bloss ist sie nicht Pfarrerin geworden? Das wird wohl für immer ein Rätsel bleiben.

Immerhin aber lässt sich folgende Frage klären: Wird Peacinga nach ihren diversen spitzfindigen Beschwerdebriefen je noch von irgendwem zu einem saftigen Kuchen oder sonstwas eingeladen werden? Oder blühen ihr nur noch saftige Strafpredigten?

Die Antwort erfährst du in Folge 3 der Luisenhöhe-Saga – coming soon!

* Upps, jetzt wurde der Text gelöscht, der erklärt, was das Sternchen bedeutet. Am Besten in der 1. Folge nachlesen, da steht es noch.

Vergangene Folgen der Luisenhöhe-Saga:

Staffel 1 – Folge 1: Luisenhöhe-Saga: Die Realitätsverweigerung.

Ende Satire

Anmerkungen:

Problematik einer Satire über Medien:
Es ist heikel, eine Satire über Medien zu schreiben, aus folgendem Grund: Die traditionellen Medien kommen in den letzten Jahren zunehmend unter Beschuss. Sie werden als „Systemmedien“ und „Lügenpresse“ verunglimpft – was ich als sehr gefährlich erachte. Ich schätze es sehr, dass es in Österreich unabhängige Qualitätsmedien gibt. Professionelle Medienarbeit spielt nämlich für mich in unserer Demokratie eine äusserst wichtige Rolle. Qualitätsmedien sorgen dafür, dass wichtige Themen überhaupt erst bekannt werden und verlässliche Informationen über sie geliefert werden. Sie haben auch eine wichtige Kontrollfunktion. Eine ihrer Kernaufgaben ist für mich, dass Sie Themen, die für die die Bevölkerung bzw. das Allgemeinwohl von Bedeutung sind, kritisch und ausgewogen beleuchten.
Nicht immer kommen sie dieser Aufgabe nach – und dann erachte ich es als wichtig, dass ich das wiederum meinerseits kritisch und möglichst ausgewogen beleuchte. Bei der Luisenhöhe wäre eine Aufgabe der Medien für mich z.B. gewesen, zu hinterfragen, ob das Projekt der „Erlebnisbergbahn“ nach der Verschiebung ins Seilbahnrecht Ende 2014 noch finanziell tragbar war. Das Projekt war ja für das Veranstaltungsrecht geplant worden – in dem es weniger Auflagen gab und somit auch weniger Kosten anfielen. Es wäre also wichtig gewesen, dass die Medien nachfragen: Wie stellt das Land OÖ vor Vergabe der vorgesehenen Millionenförderung sicher, dass der Luisenhöhe-Finanzplan nach den zusätzlichen Auflagen noch aufgeht? Diese Hinterfragung erfolgte nicht. Stattdessen wurden unkritisch Aussagen der Politiker:innen übernommen. Auch nachträgliche Förderanträge mit der Begründung der – vor Baubeginn bekannten – zusätzlichen Auflagen und mehrmalige Fristenverschiebungen wurden nicht kritisch hinterfragt. Das widerspricht meinem oben beschriebenen Ideal der Medien. Ich habe beide Medien, die über den Gemeindeatsbeschluss berichtet haben, in Bezug auf die in der Satire erwähnten Artikel angeschrieben und sie haben rasch reagiert. Das ist positiv, löst für mich aber nicht das Problem der mangelnden, kritischen & ausgewogenen Berichterstattung. Meine Satire ist ein Versuch durch eine überspitzte Darstellung auf die Problempunkte hinzuweisen, die ich in der Berichterstattung über die Luisenhöhe sehe und sie an meinem Ideal kritischer Qualitätsmedien zu messen.

Faktischer Hintergrund des Artikels:
Die Falschinformation der Fraktionsgrösse von 4 SPÖ-Gemeinderäten (statt 3) wurde nach meiner Meldung des Fehlers an die Zeitungs-Redaktion in der Online-Ausgabe des Artikels korrigiert. Danke!
Das Bürgermeister-Zitat mit„über den Winter“ wurde tatsächlich so abgedruckt. Auf Nachfrage erzielt ich von Bürgermeister und der Zeitung unterschiedliche Auskünfte. Eine Möglichkeit, solche Situationen zu vermeiden ist, dass Medienschaffende vor der Veröffentlichung von (mündlich gemachten) Zitaten das Zitat der zitierten Person für ein OK schicken. So können Missverständnisse vor der Veröffentlichung ausgeräumt werden.

Last but not least: Im Sinne der Förderung einer fundierten Diskussion sind Fehlermeldungen sehr willkommen.


Zum Weiterlesen 1: Fakten & Kommentare

Verkehrs-, Umwelt- und Finanzproblem Luisenhöhe (24.11.2025)

Förderung der touristischen Einrichtungen an der Luisenhöhe 2014-2017 (Dezember 2017)

Neuausrichtung Tourismus Luisenhöhe – ungelöste Probleme (15.09.2021)

Zum Weiterlesen 2: Satire & Selbstironie

Quellen

Diskussion des Gemeinderates von Haag am Hausruck zum Thema Luisenhöhe an der Gemeinderatssitzung vom 13.11.2025

Schausteller aus Marchtrenk will Haager Rodelbahn retten. OÖN. 14.11.2025

Allerletzte Chance für Rodelbahn. Tips Grieskirchen-Eferding. 19.11.2025

Veröffentlichung

Änderungen

Letzte Änderung