Luisenhöhe-Saga: Die Realitäts-verweigerung

Achtung: Sehr realitätskonfrontierende Satire!

Luisenhöhe-Saga: Staffel 1 – Folge 1
Diese Serie beruht auf wahren Begebenheiten.*

Donnerstag, 13.11.2025, 20:13. Es sind bange Minuten im Gemeinderat von Haag am Hausruck: Es besteht die akute Gefahr, dass der Gemeinderat, endlich der Realität ins Auge schauen muss: Die Luisenhöhe-Bahn wird auf ewig ein Steuergeld-Grab bleiben. Die einzige Lösung ist ein sofortiger Abriss. Schafft es die die Politiker:innen-Runde, in letzter Sekunde doch noch an der Realität vorbeizuschrammen?

Was bisher geschah: Es ist eine eindrückliche Arbeit, die in den Jahren-Wochen-Tagen vor der Gemeinderatssitzung geleistet wurde: In mühsamer Arbeit wurden Anfang der 2010er Jahre – das muss man mal schaffen! – die Zahlen zurechtgebogen und das Wunder vollbracht, dass man studierten Fachleuten und den führenden Politikern des Landes Oberösterreich einreden konnte, dass es eine finanziell rentable Idee ist, wenn man auf einen kleinen Hügel eine Millionenbahn baut, die nur im Sommer offen ist und deren Rodelbahn bei Regen geschlossen werden muss. Es gelang, was jedem finanziellen Realitätssinn widerspricht: Die Millionen des Landes flossen. Hut ab!

Darauf folgte eine weitere Realitätsverweigerungs-Glanzleistung: Man vollbrachte nach dem Konkurs im Jahr 2020 das Kunststück, dass man das Steuermillionen-Grab als wertvollen Schuldenschnitt verkaufte. Tüpfchelchen auf dem i: Der Bürgermeister verkündete so oft, dass die Bahn trotz Konkurs rentabel und nur das Personal das Problem ist, dass es schliesslich (fast) alle glaubten. Was ein ÖVP-Politiker sagt, kann nicht falsch sein!

Alles lief wie geschmiert – an der Realität vorbei! Ewig hätte es so weiterlaufen können (während die Bahn brav stillstand): Der Ortschef führt hinter geschlossenen Türen Gespräche und verkündet regelmässig, dass sich vor dem Tod unserer Enkelkinder sicher noch ein Interessent findet, der die superrentable Bahn betreibt – ohne Kosten für die Steuerzahler:innen! Alle hatten sich daran gewöhnt. Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier.

Doch nein: Irgendwer kommt auf die Idee die Bahn öffentlich auszuschreiben – und der Bürgermeister macht das dann auch noch wirklich! Es kommt, wie es kommen musste: Es bewirbt sich ein Interessent, der rechnen kann und drei Dinge weiss:
1. Dass zwischen Mitte Mai und Ende Oktober nur 168 Tage sind,
2. dass es in Haag am Hausruck recht oft regnet
3. dass die Sommerrodelbahn bei Regen zugesperrt werden muss.
Er addiert und multipliziert und berichtete dem Gemeinderat beim Hearing vom 3. November 2025 das Rechen-Ergebnis: Es braucht 60.000 Fahrgäste pro Tag , damit sich ein Betrieb der Rodelbahn rechnet. In den Jahren in denen die Bahn lief waren es gemäss vorliegenden Daten blöderweise aber nur 40.000/Tag. Kurz: Es braucht eine Defizitgarantie der Gemeinde. In anderen Worten: Das Personal ist nicht das Problem, sondern die Finanzen. Hat man sowas schon je gehört?!? Das kommt davon, wenn man Leute einlädt, die keinen Grundkurs im Beschönigen der Realität absolviert haben!

Es wurde eng für die Realitätsverweigerer: Das Gesagte, widersprach nicht nur der Frohen Rentabilitäts-Botschaft , die der Bürgermeisters seit 2020 verkündete – sondern auch den Berechnungen im Tourismus- und Lebensraumkonzept, in das der Gemeinderat Zehntausende Euro Steuergelder gesteckt hatte. Das blieb nur zu hoffen, dass diese Steuergeldverschwendungs-Realität niemand aufgefallen war – schon gar nicht der unsäglichen Luisenhöhe-Grundanrainerin Peacinga.

Seit über einem Jahrzehnt konfrontierte Peaceinga nun schon bei jeder unpassenden Gelegenheit alle, die es nicht hören wollen mit ungelösten Problemen an der Luisenhöhe. So auch in einem Mail, dass just sie am Tag vor dem Hearing an die Gemeinde geschickt hatte.

Es war zum Haareraufen: Wie sollte man denn als Gemeinderatsmitglied in Ruhe die Realität verleugnen, wenn die Störenfriedin dauernd Problemlisten schickt, die so lang sind, dass es für 5 Rollen WC-Papier reicht! Dazu kommt: Sie hatte das grossflächige wilde Parken während des Betriebs der Bahn nicht nur fotografiert, sondern auch noch ins Internet gestellt! Harte Kost – auch für Gemeinderatsmitglieder mit überdurchschnittlicher Fähigkeit zur Realitätsverweigerung.

Welch ein Balsam für die gebeutelten Gemeinderatsseelen ist es da, als am Hearing als zweiter Interessent auftaucht: Der Vergnügungsbahnbetreiber verkündet, was alle hören wollten: Es geht auch billiger – und die Gemeinde kostet es nichts. Welche hochgradig verlockende Version! Allerdings auch so hochgradig fern der Realität eines nachbarschaftsfreundlichen, für die Gemeinde kostenfreien Projekts, dass selbst den abgehärtesten Gemeinderät:innen kurzfristig klar wird: Das geht sich nicht aus.

Entsprechend gedrückt ist die Stimmung 10 Tage später, an der Gemeinderatssitzung. Alle rechnen damit, dass ein Abriss-Beschluss unumgänglich ist. Dann passiert das Unglaubliche.

Ein Grüner Gemeinderat meldet sich. Die Hälfte der Gemeinderäte blickt nervös zur Ausgangstür. Könnte man vielleicht jetzt unverfänglich den Saal für eine WC-Pause verlassen? Der Saal macht sich auf eine Aufzählung der diversen Umwelt- und Finanzprobleme gefasst, die eine Neueröffnung der Bahn mit sich bringen würde: Verkehrsprobleme, Lärm, wildes Parken, Hangstabilitätsprobleme, Hochwasserschutz usw. Kurz: Was den Grünen halt immer so einfällt, wenn sie den Mund aufmachen. Dann das unglaubliche Glück: Das fällt diesem Grünen in dem Moment alles nicht ein! Stattdessen erinnert er sich, dass er als Kind gerne Karusell fuhr und sich auch ein Karusellbetreiber beworben hat.

Alle fragen sich: Wer redet jetzt als Nächstes? Geht die Welt (oder auch nur die Rodelbahn) unter, wenn jetzt nicht – wie nach jeder Wortmeldung eines Gemeinderatsmitglieds – zuerst der Bürgermeister redet? Sicherheitshalber wird diese Frage nicht geprüft. Ein Untergehen der Bahn darf nicht riskiert werden. So wird der Bürgermeister auch bei dieser Diskussion wieder einmal fast genau so oft reden wie alle anderen Gemeinderatsmitglieder zusammen – und jede einzelne Wortmeldung ins richtige (Bürgermeister-)Licht rücken. Auch das ist eine Realität, der der Gemeinderat nicht ins Auge blickt.

Der Fraktionschef der Grünen & Chef des Prüfungsausschusses fängt währenddessen an zu schwitzen. Er weiss: Die Vorstellungen des Karusellbetreibers sind gleichbedeutend mit folgender Realität: Entweder finanziert die Gemeinde aufgrund der dann steigenden Besuchszahlen eine Verkehrslösung (mit nicht existierenden Gemeindegeldern) – oder die Nachbar_innen versinken in Anreiseverkehr und wildem Parken. Im Lärm versinken sie sowieso. Bevor er die Hand aufstrecken kann redet schon (wieder) der Bürgermeister.

Ich stelle einen Antrag. Ich merke, dass Interesse da ist. Wir sagen dem Interessent, dass es uns als Gemeinde nichts kosten darf und dass es ein Einvernehmen von Nachbarn und Hangbesitzerin braucht.

„Oh Schreck“, blökt ein junges Schaf seiner Fraktion in Panik, „wenn wir die Nachbarschaft mitreden lassen – können die dann nicht unsere Pläne blockieren?“

„Keine Bange!“ flüstert ihm ein anderes Schäfchen ins Ohr, „Wir sind nicht umsonst die Schwarzen! Wir haben schon immer den schwarzen Peter weitergegeben! Unsere Methode funktioniert seit Jahrzehnten hervorragend. Also geben wir auch diesmal den schwarzen Peter weiter – an den Interessenten, die Hangbesitzerin und die Nachbarschaft. Die werden ihn dann untereinander herumschieben. Du wirst schon sehen: Am Schluss traut sich auch diesmal wieder niemand, nein zu sagen.“

Der SPÖ-Chef streckt die Hand, führt dem Gemeinderat die finanzielle Realität vor Augen und plädiert dafür, dass der Gemeinderat selber – endlich – Verantwortung übernimmt. Blöderweise fallen 14 von 19 Gemeinderatsmitgliedern genau in dem Moment die Augen zu. Es ist so viel einfacher, die Augen vor der Realität zu verschliessen. Wer kann da schon wiederstehen?

Es kommt, wie es kommen muss:

  1. Es wird abgestimmt.
  2. In der Aufregung vergisst der Bürgermeister, bei der Durchführung der Abstimmung nochmal den genauen Wortlaut seines Antrags zu wiederholen. Es protestiert niemand. Das Wirtshaus wartet!
  3. Der – schlussendlich wie auch immer genau lautende – Antrag des Bürgermeisters wird mit 14:5 Stimmen angenommen.
  4. Die Medien stürzen sich auf …. das erfahrt ihr in Folge 2 … Coming soon!

*Achtung-Achtung-Achtung: Wenn irgendwo steht, dass etwas auf wahren Begebenheiten beruht, dann musst du davon ausgehen, dass von dem was da drin steht zwar etwas wahr ist, aber NICHT ALLES!!!

Ende Satire


Zum Weiterlesen 1: Fakten & Kommentare

Verkehrs-, Umwelt- und Finanzproblem Luisenhöhe (24.11.2025)

Förderung der touristischen Einrichtungen an der Luisenhöhe 2014-2017 (Dezember 2017)

Neuausrichtung Tourismus Luisenhöhe – ungelöste Probleme (15.09.2021)

Zum Weiterlesen 2: Satire & Selbstironie

Quellen

Protokoll der Sitzung des Gemeinderats von Haag am Hausruck vom 14.11.2013.

Diskussion des Gemeinderates von Haag am Hausruck zum Thema Luisenhöhe an der Gemeinderatssitzung vom 13.11.2013

Schausteller aus Marchtrenk will Haager Rodelbahn retten. Oberösterreichische Nachrichten. 14.11.2014. Online-Bericht. abgerufen am 15.11.2014.

Mail der Verfasserin (=Grundanrainerin) vom 2.11.2025, 23:41 an die Fraktionsobleute des Gemeinderats von Haag am Hausruck zum Thema Luisenhöhe – mit der Bitte an die Fraktionsobleute, das Mail an alle Mitglieder des Gemeinderats weiterzuleiten.

Förderung der touristischen Einrichtungen an der Luisenhöhe 2014-2017 (Dezember 2017)

Neuausrichtung Tourismus Luisenhöhe – ungelöste Probleme (15.09.2021)

Ausschreibung der Luisenhöhebahnen: Zukunft der Luisenhöhe in Haag am Hausruck. Website der Marktgemeinde Haag am Hausruck. 9.3.2025, abgerufen am 7.12.2025

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