Beim Entsorgen denken wir meist an Materielles. Für mich ist es wichtig, auch Immaterielles anzuschauen, wie z.B.: Welches Denken und Verhalten ermöglichte Hitler? Wissen wir das? Wollen wir das wissen? Und setzen wir alles daran, das zu entsorgen?
Die Geschichte des 2. Weltkriegs prägt mich sehr stark und ich versuche, so zu leben, dass ich dazu beitrage, dass wir nicht nochmals eine gesellschaftliche Entwicklung erleben, in der wir nicht mehr alle zuallererst gleichwertige Menschen sind und einander so begegnen (können).
Dazu gehört für mich auch ganz zentral, anzuerkennen, was passiert ist. Nicht um zu verurteilen – sondern im Gegenteil, um eben aus genau dieser Logik rauszukommen: Eine Logik gemäss der gewisse Menschen „schlecht(er)“ sind – was rechtfertigt, dass wir diese Menschen „schlecht(er)“ behandeln.
Zwei der Dinge, die mich am 2. Weltkrieg am Meisten beschäftigen, sind die Rollen von zwei Gruppen von Menschen:
- die Mit-läufer:innen – Menschen, die – für mich – (u.a.) durch ihr „Nicht-Hinschauen“ das System mit-möglich gemacht haben und
- die Mit-Gestalter:innen, die durch kleine und grosse Taten einen Beitrag dazu geleistet haben, Menschlichkeit und Mut auch unter schwierigsten Umständen weiterzutragen.
Diese Rollen können sich durchaus in ein und demselben Menschen vermischen (und tun dies Jahrzehnte später auch in mir).
Anders gesagt: Es geht mir einerseits sehr stark um Gruppendynamik – darum wie Gesellschaft funktioniert, und andrerseits darum wie ich als einzelner Mensch dort verändernd wirken kann – in die Richtung die ich mir wünsche.
Ich bin überzeugt, dass man nie weiss, ob man nicht doch etwas ändern könnte, wenn man versucht, den Mensch an die erste Stelle zu stellen – ungeachtet aller zum jeweiligen Zeitraum gültigen Gesetze oder Gepflogenheiten.
Ich will möglichst wenig mit-laufen, und möglichst viel mit-gestalten: die Verantwortung für mein Leben und meine Handlungen übernehmen. Wenn mein Gewissen mir sagt: Wenn ich hier im Rahmen der Gesetze oder gesellschaftlichen Konventionen handle, dann passiert etwas, dass ich nicht mit-tragen kann, dann versuche ich Nein zu sagen zum Mitlaufen und Ja zum Mitgestalten – ungeachtet aller persönlichen Konsequenzen, die dies für mich praktisch hat oder theoretisch haben könnte.
Das ist für mich Hitler entsorgen – auf der immateriellen Ebene.
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