Die Firma Swietelsky plant in der oberösterreichischen Gemeinde Weibern die Errichtung eine Baurestmassendeponie. Sie begründet dies gemäß einem Artikel in „Der Standard“ u.a damit, dass längst nicht alle Baustoffe wiederverwertet könnten. Das lenkt von einer wesentlichen Frage ab, nämlich: Werden alle Baustoffe, die wiederverwertet können auch tatsächlich recycelt? Und: Welche Rolle spielt das Unternehmen Swietelsky dabei? Hierzu habe ich Spannendes zu berichten.
Stell dir vor: Ein Bauunternehmen lehnt die Abnahme deines Asphalts mangels Wirtschaftlichkeit ab. Einige Monate später liest du in der Zeitung, dass dasselbe Unternehmen, das deinen Asphalt nicht wollte, in der Nachbargemeinde eine Baurestmassen-Deponie errichten will – mit der Begründung, dass man längst nicht alle Bauabfälle wiederverwerten könne. Da würdest du dich wahrscheinlich auch fragen: Wird hier nur deswegen eine Baurestmassendeponie errichtet, weil es für das Unternehmen rentabler ist eine Deponie für Baurestmassen zu betreiben als Baurestmassen bestmöglich zu verwerten? Das war jedenfalls das, was ich mich fragte.
Gesetzlicher Skandal
Ich verwandle derzeit einen ehemaligen Parkplatz in Haag am Hausruck in ein Wildbienenparadies. Dabei fiel im letzten Herbst Alt-Asphalt an. Da mir wichtig war, dass ich diesen wenn möglich recycle, gab ich ein Gutachten in Auftrag, um feststellen zu lassen, ob dies möglich ist. Das Ergebnis war:

In der harmlos daherkommenden Tabelle verbirgt sich ein Skandal. Der obige Beurteilungsnachweis sagte mir nämlich: Der Asphalt kann zwar recycelt werden – aber wenn du willst, kannst du ihn auch in die Deponie schmeißen. Das geht für mich gar nicht. Offensichtlich gibt es in Oberösterreich keine gesetzliche Verpflichtung dazu, dass alle Baurestmassen, die recycelt werden können auch wirklich recycelt werden müssen. Draufzahlen tun dann Anrainer:innen von (vermeidbaren) Deponien, wie die Menschen in Weibern. Denen wird gesagt, es brauche halt Deponien. Obwohl das was wir wirklich brauchen bessere Gesetze sind.
Deponie wegen mangelndem Recyclingwillen?
Dazu kommt eingangs geschilderte Situation in Bezug auf das Unternehmen Swietelsky, das die Deponie in Weibern plant: Ich habe bei ihm letzten Herbst angefragt, ob sie meinen Asphalt übernehmen und erhielt Ende Oktober die Antwort, dass das Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen derzeit kein B-D Material annimmt. Damit war es nicht alleine: Von den acht angeschriebenen Unternehmen (die in Oberösterreich vierzehn Asphaltmischanlagen betreiben), wollte nur eines meinen Asphalt. Ein zweites Unternehmen recycelt zwar gemäß seiner Website auch B-D Asphalt, schrieb mir aber nicht zurück. Ein Unternehmen hatte ich nicht angeschrieben, weil ich seinen Umgang mit der Nachbarschaft nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann.
Kurz: Wir stehen vor einer Situation, in der der B-D-Asphalt in Oberösterreich theoretisch zwar recycelt werden kann – nur sehr wenige Unternehmen ihn aber auch tatsächlich recyceln wollen. Und eines der Unternehmen, die B-D-Recyclingasphalt nicht verwerten, eine Baurestmassendeponie aus dem Boden stampfen will. Und gleichzeitig wird den Menschen in Weibern erzählt, dass sie eine Deponie akzeptieren müssen, weil nicht alle Baurestmassen recycelt werden können. Sicher: Baurestmassen bestehen aus mehr als Asphalt. Ich befürchte aber, dass es auch in Bezug auf den Rest des anfallenden Materials nicht viel anders aussieht als beim Asphalt. Gerne lasse ich mich da korrigieren.
Entsorgungs-Bedarf – oder Gewinn-Bedarf?
Zusammenfassend stelle ich fest: Das Unternehmen Swietelsky möchte in Weibern eine Baurestmassendeponie errichten. Dasselbe Unternehmen nimmt recyclingfähiges Material NICHT an – aus Wirtschaftlichkeitsgründen. Gemäss dem oberösterreichischen Landesrat Kaineder gibt es außerdem derzeit in Oberösterreich sowieso genug Deponien. Das bleibt eigentlich nur eine Schlussfolgerung: Diese Deponie entsteht nicht aufgrund eines öffentlichen Interesses (Entsorgungsbedarf der Bevölkerung), sondern aus Privatinteresse – dem Gewinnbedarf des Betreiberunternehmens. Dieses rechtfertigt weder die Zerstörung von wertvollem, unversiegeltem Grünland noch zusätzliche Umweltbelastungen für die Anrainer:innen, wie z.B. durch den durch die Deponie erzeugten Verkehr.
Das Projekt muss daher umgehend gestoppt werden und das Geld stattdessen in den Ausbau von Recyclingkapazitäten gesteckt werden.
Zum Weiterlesen:
Website der Bürgeriniative in Weibern, abgerufen am 08.06.2025
Versiegelung. Bau einer Deponie in Weibern: „Man lässt uns deppert sterben“. Der Standard. 06.06.2025. Abgerufen am 08.06.2025
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