“Mit meiner Stimme sprechen: das Äußerste. Mehr, andres hab ich nicht gewollt,”
Kassandra. Christa Wolf.
Ich könnte schweigen. Es wäre bequemer. Ich hätte weniger Probleme. Ich würde mit offeneren Armen empfangen. Zumindest auf den ersten Blick.
Auf den zweiten Blick – der der ist, der für mich zählt – würde ich auch dann wenn ich schweigen würden nicht jenen offenen Armen empfangen, die ich verdiene. Denn die opportune, schweigende, bequeme, problemlose Person: Das wäre nicht ich.
Darum rede ich. Spreche mit meiner Stimme. Gebe das Äußerste. Sage was ich sehe. Teile, was ich voraussehe. Trage nicht mit. Schaue hin. Begehre auf. Gegen Unrecht gegen Andere. Gegen Unrecht gegen mich.
Es gibt Menschen, die sagen mir – wenn ich mit meiner Stimme das Äußerte spreche: Es hat keinen Sinn. Dann frage ich mich: Ist das ihre Stimme? Ist das ihr Äußerstes? Oder ist es das, was für sie am Opportunsten ist?
Manchmal verstumme ich. Erhole mich. Und rede dann wieder. Gebe mit meiner Stimme weiter das Äußerste – gerade weil es für manche Menschen das Äußerste scheint, sie zu hören. Denn nur wenn wir das Äußerste wagen, finden alle einen Platz. Finde ich einen Platz.
Wie oft können wir das Äußerste geben? Wie oft können wir es nicht geben? Können wir es nicht geben und trotzdem vollwertig Mensch sein? Gibt es Menschen, die nicht vollwertig Mensch sein wollen?