„Im Ghetto und im Lager hab ich Menschen in ihrem Egoismus, ihrer Niedertracht, aber auch Grosszügigkeit gesehen. Gewiss, die Niedertracht war enorm, und Grossherzigkeit gab es nicht oft, doch gerade die lichten, menschlichen Momente haben sich der Erinnerung eingeprägt, Momente in denen das Opfer aus seiner kleinen, engen Ichbezogenenheit heraustrat und seinem Nächsten mit Hingabe begegnete. Diese wenigen Momente brachten nicht nur Licht ins Dunkel. Sie stärkten in dir den Glauben, dass der mensch eben doch kein Ungeziefer ist.
Geschichte eines Lebens. Aharon Appelfeld.
Was mache ich, wenn ich eine Anweisung bekomme, die ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann? Die mich daran hindert, Menschen mit der Hingabe zu begegnen, die sie für mich verdienen.
Das mache ich: Ich lebe, was ich als Prägung auf dieser Erde hinterlassen möchte: Dass alle Menschen in unserer Gesellschaft einen wertgeschätzten Platz finden. Ich handle so, dass ich dahinterstehen kann.