Wohin führe ich?

Ich habe einen Plan.

In den letzten Jahren hab ich mich oft über Folgendes gewundert: die Menschen, die während meiner Zeit als Co-Leiterin einer Alm 13h/Tag und 110 Tage am Stück (mit durchschnittlich einem einzigen Freitag pro Sommer) für einen Hungerlohn (oder für etwas weniger Stunden, dafür gar keinen Lohn) bei mir und meinen damaligen Partner auf der Alm gearbeitet haben, sind großteils zufrieden bis begeistert nach Hause gefahren. Ich schließe daraus: Irgendwas mache ich offensichtlich richtig, wenn ich Menschen führe.

Und ich habe mir nun überlegt: Wie wäre es, wenn ich die Gemeinde Haag am Hausruck führen würde. Ich habe mich gefragt: Wie würde ich führen? Und welche Ziele würde ich mir setzen? Und ich habe andere Menschen befragt, wie sie mich erleben bzw. meine Idee einschätzen – um mit einer Außensicht sicherzustellen, dass ich mich nicht gedanklich in etwas total Falsches verrenne (mein Standardvorgang bei heiklen Entscheidungen).

Warum bin ich eine gute Führungsperson?

  • Ich gehe gründlich und sachbezogen an Arbeiten heran und ziehe sie konsequent durch (habe einen extrem langen Atem),
  • Ich kann Menschen zu Höchstleistungen motivieren,
  • Ich kann Ebenen ausbalancieren. Ich kann auf Sachen reagieren, weil ich sie im Voraus sehe – weiß was möglich ist und was nicht,
  • Für mich sind alle Menschen gleich – Macht beeindruckt mich nicht,
  • Ich beschäftige mich seit Jahren mit Gemeindethemen – interessiere mich für alles – in allen Details ;)
  • Ich arbeite wertebasiert und weiß warum ich etwas mache – bin dadurch „immun“ gegen Anfeindungen (muss es niemand „recht machen“)
  • Ich unterscheide klar Sach- und persönliche Ebene (ich werde allen sachlich gleich gerecht – egal ob sie mir in einer gerichtlichen Auseinandersetzung oder meine beste Freundin sind)

Welche Qualitäten bringe ich mit

  • Ich bin für andere da und fördere ihr Potenzial
  • Ich begegne Menschen mit Wertschätzung und Herzensgüte
  • Ich erkenne Spielräume und haben den Mut, sie zu nutzen
  • Ich setze Beschlüsse und eingeschlagene Wege konsequent um – auch unter widrigsten Umständen
  • Ich erkenne innert kürzester Zeit Fehler in einem System und finde Wege, diese zu beheben

Was für Qualitäten bringt die Gemeinde Haag mit?

  • solides Fundament mit Entwicklungspotenzial
  • solide Fachkompetenz in Kernbereichen
  • gut „gepflegte“ Infrastruktur
  • modern aufgestellte Wasser- und Abwasserversorgung
  • direkte Anstellung von Personal in Bereichen, die andere Gemeinde auslagern
  • Erhaltung des Freibads trotz Verlust
  • Veränderungsfähig (z.B. Digitalisierungschritte)

Wie ergänzen sich die Gemeinde und ich?

Verbesserungen sind genau dort möglich bzw. nötig, wo ich meine Stärken habe oder umgekehrt gesehen: Dort wo ich Wissen erst erarbeiten muss (meine Schwäche), ist bereits Sachkompetenz vorhanden.

Wie führe ich?

  • situativ
  • mit Humor
  • personenangepasste Leistungsforderungen (ich fordere von allen genau so viel wie sie leisten können)
  • klare Vorgaben (man weiß woran man/frau ist)
  • Ich lege meine Fehler offen und entschuldige mich
  • Ich übernehme Verantwortung für meine Entscheidungen

Wie stelle ich sicher, dass mich meine Mitarbeitenden respektieren?

  • ich nehme meine Verantwortung wahr
  • ich kenne ihre Arbeit (arbeite mich in alle Bereiche ein)
  • ich beziehe sie in Entscheide ein
  • ich interessiere mich für sie als Mensch

Was mache ich, wenn was schief geht?

  • analysieren
  • reflektieren
  • korrigieren

Was mache ich, wenn etwas gegen mein Gewissen verstößt?

Ich mache es nicht. (Ich bin das Gewissen der Gemeinde und sage nein, wenn es in die falsche Richtung geht)

Habe ich einen Plan?

Ja ;)

1. Pluspunkte bewahren

2. Erarbeitung eines Leitbilds

  • Was sind unsere Aufgaben?
  • Wie wollen wir miteinander umgehen?

3. Wertebasiertes Arbeiten und offene Fehlerkultur

  • Beschwerdekanäle für das Team und für die Bevölkerung ausarbeiten und bekanntmachen

4. Stärken des Ortes akzentuieren

Berücksichtigung von
* Umweltschutz
* Barrierefreiheit
* Gleichstellung

in allen Gemeindeaufgaben und Ausschreibungen.

5. Volle Wertschätzung für das gesamte Gemeindepersonal

  • Sichtbarmachung alles Mitarbeitenden auf der Website
  • langfristige Bindung
  • gesteigerte Attraktivität für neues Personal
  • Steigerung des bereichsübergreifenden Zusammenarbeit
  • Volle Ausschöpfung des Potenzials aller Mitarbeitenden (situative Führung)
  • Familienfreundlichkeit ausbauen bei gleichzeitiger Erhaltung der Qualität
  • Offene Fehlerkultur
  • Verbesserung der Abläufe

6. Ein Amt im Dienst der Bevölkerung

  • Die Gemeinde sieht sich als Dienstleisterin, die für die Bevölkerung da ist
  • Leistungen der Gemeinde herausschälen und sichtbar machen
  • Offenes Gemeindeamt: Transparenz und Bevölkerungsnähe
    z.B. Information unter welchen Bedingungen „Nicht-Gemeinde“-Leistungen des Bauhofes erfolgen (gleicher Zugang für alle)
  • Ausbau der Willkommenskultur für Neuzuziehende (persönlicher Willkommensbrief nach Anmeldung, Freikarten für Freibad, Organisation Essen für Neuzugezogene 1x/Jahr)
  • Entwicklung einer Beschwerdekultur (Kritik als positiv und Potenzial für Verbesserungen schätzen)
  • Gelebte Haltung bei der sich ALLE im Ort willkommen fühlen
  • Gemeindezeitung: Nutzen für Information über Gemeindeleistungen, z.B. Porträts von Mitarbeitenden aus allen Bereichen (Arbeiten für den Kindergarten, Kläranlage, Reinigung Schulen, etc. sichtbarer machen)

Und was lernen wir daraus?

Es ist nicht alles Gold was glänzt – und manches was nicht glänzt ist Gold.