Im Jahr 2011 wurde meine Ziege Opfer einer Tierquälerei. Damals kam ich erstmals mit den Schattenseiten von Anonymität in Berührung. In den Jahren seither habe ich mehrere anonyme Briefe bekommen – aus unterschiedlichen Gründen. Das was all diese anonymen Handlungen gemeinsam haben ist: Wenn sich niemand zu einer Handlung bekennt, dann sind alle anderen automatisch unter Generalverdacht. Das bringt Misstrauen ins Miteinander – dort wo wir die Förderung von Vertrauen brauchen würden.
Deshalb ist mir wichtig, sorgfältig abzuwägen:
- Wo ist Anonymität wichtig und notwendig, um Menschen zu schützen? In diesen Fällen setzte ich mich für ihren Schutz ein.
- Wo braucht es keine Anonymität, weil bei Bekanntwerden des Namens niemand gefährdet ist? Da verteidige ich Anonymität nicht.
- Wo ist Anonymität nicht nur unnötig, sondern schadet sogar (z.B. durch Unklarheit, die Menschen unnötig unter Generalverdacht setzt, durch Kritik, gegen die die Betroffenen sich nicht wehren können, etc.): Da setzte ich mich dafür ein, dass sie aufgehoben wird.
Deinen Namen kenn ich nicht
von Renate Zauner
Du hast in der ÖVP Haag sehr viel Gewicht,
kriegst in jeder Partei-Zeitung Platz für ein Gedicht.
Darfst darin auch Namen nennen
doch deinen Namen – darf ich nicht kennen.
Nur eins kann ich aus deinem Namen schließen:
Du guckst aus dem Fenster, kriegst so dein Wissen.
In deinen Gedichten wird anonym kritisiert
wodurch die Möglichkeit des Entkräftens genommen wird.
Unterstützt – getragen – ist das von der «Hallo Haag»-Redaktion
Fragt sich: Anonymität, Intransparenz, wen stört das dort schon?
Bezüglich «Fenstergucker» niemand, zumindest scheint es so,
würd sich das ändern: Da wär ich sehr froh.
Versteckt, anonym reden bringt nämlich Zwietracht und Streit
Und drum sag ich – mit Namen: «Liabe ÖVP-Leit
Da Fenstergucker is zwoa in oan fast perfekt:
und zwoa in de Reime, im Dialekt.
Owa sei Anonymität haut mi echt net vom Hocka
schreibst doch an Namen drunta – gangat locka.
Dann kunnt ma sie nemli beim Schreiba mön
zum lobn oda richtigstön.