Sowohl wissenschaftliche Untersuchungen als auch Alltagsbeobachtungen zeigen klar, dass wir ein Problem haben: Unsere Insekten sind bedroht. Für dieses Insektensterben gibt es verschiedene Gründe. Einige von Ihnen sind in (fast) aller Munde: Einsatz gefährlicher Pestizide, ausgeräumte Landschaften. Weniger bekannt ist, dass das Überleben von Insekten ganz zentral mit dem Bodenschutz zusammenhängt. Dies deswegen, weil viele Insekten im Boden leben bzw. brüten und Bodenversiegelung ihre (Über-)Lebensräume zerstört.
Ein weitere Faktor, der für den Rückgang der Wildbienenarten verantwortlich ist, ist die Landnutzung durch uns Menschen. Einerseits ist hier der enorme Flächenverbrauch problematisch, da mit jedem Neubaugebiet, jedem Haus, jeder neuen Straße, mit Wegen, Abbauflächen, Deponien, Bahnstrecken, Flughäfen oder Gewerbeflächen, die entstehen, Lebensraum für Wildbienen verlorengeht. (…) Oft sind es gerade die naturbelassenen Areale, die in Verkehrs- oder Siedlungsflächen umgewandelt werden. (…) Genau derartige Gebiete sind aber als Brutplätze für erdnistende Wildbienen oft von herausragender Bedeutung. Der Schutz der natürlichen Lebensräume ist daher für die Wildbienen essenziell.Angela Niebel-Lohmann.Wildbienen artgerecht unterstützen. S. 9
Wer Bienen und andere Insekten schützen möchte, muss also (auch) Böden bewahren. In anderen Worten: Wenn Vertreter:innen politischer Parteien (vor den Wahlen) Wildblumensamen verteilen und wir diese dann ansäen – also für Futter für Wildbienen sorgen – dann ist das ein wichtiger Beitrag zum Insektenschutz. Es ist für Insekten viel besser, als wenn Kugelschreiber verteilt werden. Gleichzeitig genügt das Verteilen von Samen nicht. Wir müssen auch dafür sorgen, dass es genug Flächen gibt, auf denen (vor und nach den Wahlen) Wildblumensamen ausgesät werden können und auf denen die Insekten leben können. Wir müssen Lebensräume für Insekten garantieren.
Politik ist die Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft. Wenn wir eine Zukunft wollen, in der Insekten (Hummeln, Bienen, Schmetterlinge usw.) Platz haben, dann ist es wichtig, dass wir alle unseren Teil dazu beitragen: Es reicht nicht, zu sagen, dass Bodenschutz natürlich wichtig sei, aber man halt jetzt noch Firma X bauen müsse. Es braucht eine Politik, die ein genügendes Lebensraumangebot sowohl für uns als auch für unsere Mitwelt – dazu gehören Insekten – als verbindliche Leitplanke definiert. Es braucht politische Mandatar:innen, die so abstimmen, dass diese Leitplanke auch sichergestellt ist.
Es braucht Menschen, die solche Mandatar:inne wählen – und ihnen nach der Wahl auf die Finger schauen. Es braucht Menschen, die ihre politische Verantwortung ernst nehmen und Bürger:innen-Initiativen starten. Und es braucht Politiker:innen, die es unterstützen, respektieren & begrüßen, wenn sich die Menschen, die sie vertreten, aktiv einbringen. Es braucht Politiker:innen, die zuhören. In Haag am Hausruck gibt es solche Menschen. Es gibt dort also auch eine Chance für Insekten.
Veröffentlicht am 5. Februar 2023
Informationen zur Bürger:innen-Initiativen an den Gemeinderat
Rechtsgrundlage für Bürger:innen-Initiativen an oberösterreichische Gemeinderäte. Par. 38b der oö. Gemeindeordnung, abgerufen am 05.02.2023
Derzeit in Haag/H. laufende Bürger:innen-Initiative zum Thema Lebensraumschutz (und damit auch Insektenschutz): Gewerbepark oder Lebensraum, gerichtet an den Gemeinderat, abgerufen am 05.02.2023
Hintergrundinformationen zum Insektensterben:
Insektenatlas. Daten und Fakten über Nütz- und Schädlinge in der Landwirtschaft. Österreichische Ausgabe. Heinrich Böll Stiftung. Global 2000. Naturschutzbund. 2020, abgerufen am 05.02.2023
Das große Insektensterben. Warum verschwinden die Insekten? BUND (deutscher Umwelt- und Naturschutzverband), abgerufen am 05.02.2023
Quellen des Beitrags oben und zum Weiterlesen:
Wildbienen artgerecht unterstützen. Angela Niebel-Lohmann. Haupt Verlag. 2022.