Am 12. November 2013 schaltete ich diese Zeilen und das angehängte Schreiben online. Auch wenn es in manchen Teilen überholt ist, so spiegelt es doch immer noch wieder, warum ich in Bezug auf den Parkplatz den Weg gegangen bin und gehe, der meiner ist. Ich versuche meine Werte zu leben.
Eine Stunde
von Erich Fried 1
Ich habe eine Stunde damit verbracht
ein Gedicht das ich geschrieben habe
zu korrigieren
Eine Stunde
Das heißt: In dieser Zeit
sind 1400 kleine Kinder verhungert
denn alle 2 ½ Sekunden verhungert
ein Kind unter fünf Jahren
in unserer Welt
Eine Stunde lang wurde auch
das Wettrüsten fortgesetzt
und 62 Millionen achthunderttausend Dollar
wurden in dieser einen Stunde ausgegeben
für den Schutz der verschiedenen Mächte
voreinander
Denn die Rüstungsausgaben der Welt
betragen derzeit
550 Milliarden Dollar im Jahr
Auch unser Land trägt dazu
sein Scherflein bei
Die Frage liegt nahe
ob es noch sinnvoll ist
bei dieser Lage der Dinge
Gedichte zu schreiben.
Allerdings geht es
in einigen Gedichten
um Rüstungsausgaben und Krieg
und verhungernde Kinder.
Aber in anderen geht es
um Liebe und Altern und
um Wiesen und Bäume und Berge
und auch um Gedichte und Bilder
Wenn es nicht auch
um all dies andere geht
dann geht es auch keinem mehr wirklich
um Kinder und Frieden
Die Frage liegt nahe – in Anlehnung an das obige Gedicht von Erich
Fried –, ob es noch sinnvoll ist, bei der derzeitigen Lage der Dinge auf der Luisenhöhe über Wertschätzung und Liebe und über Bäume, Rehe und Wiesen zu schreiben. Wo es doch um die Zukunft von Haag geht. Um Fördergelder der EU. Und um die Zukunft der Nachbargemeinden.
Wenn es uns aber nicht mehr um Wertschätzung und Liebe und um Bäume, Rehe und Wiesen geht, geht es uns dann wirklich noch um die Menschen, für deren Zukunft wir die Fördergelder der EU – und die bestehenden Parkplätze – einfordern?
1 Erich Fried (1921-1988) Bald nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland starb im Mai 1938 Frieds Vater an den Folgen eines Verhörs durch die Gestapo. Daraufhin emigrierte Erich Fried über Belgien nach London, wo er bis zu seinem Tod wohnte. Er gründete dort die Selbsthilfegruppe Emigrantenjugend, der es gelang, viele Gefährdete nach England zu bringen.
Mehr Gedanken zur Luisenhöhe (click):
Erlebnis Parkplatz Luisenhöhe – 11 November 2013 (pdf – 29 Seiten)