Nicht schön genug für Bgm.? S. nicht auf Foto

Frauchen, S. (53), durfte nicht aufs Foto der Asphaltwerk-Luftmessstation in der Gemeindezeitung. Eine Situation zum Davonlaufen.

Achtung Satire

Der Schock sitzt tief: Vor 3 Jahren durfte S. (53) aus Haag/H. noch aufs Foto mit dem Haager Bürgermeister. Nicht mehr so im Jahr 2023: Obwohl die Luftgütemessungen in Haag ohne sie und die anderen Mitglieder der Bürgerinitiative “Gewerbepark oder Lebensraum” nie zustande gekommen wären, ist auf dem entsprechenden Foto in der Gemeindezeitung keiner von Ihnen drauf – der Bürgermeister aber schon.

“Ich versteh das nicht”, sagt S. “Am Alter kann’s nicht liegen. Ich bin ja nur ein bissl älter als der Bürgermeister.” In der Tat belegen seriöse Recherchen, dass der Haager Bürgermeister, genau wie S., ebenfalls schon über 50 ist.

“Eigentlich wollte ich Weihnachtskekse backen”, erzählt S. weiter, und tupft sich eine Träne aus den Augen. “Da brachte der Briefträger die Gemeindezeitung.” Diese Zeitung musste S. natürlich sofort durchblättern. Bei dieser Zeitung ist der Bürgermeister verantwortlich für den Inhalt und was der Haager Bürgermeister schreibt, hat für S. selbstverständlich eine ganze besondere Wichtigkeit. “Da musste das Kekse backen natürlich warten”, betont sie.

Jedenfalls: In der Dezember-Gemeindezeitung ist immer ein Foto-Jahresrückblick. Super, dachte sich S. Da ist sicher auch ein Foto von uns dabei. Schließlich hatten sie und ihre Mitstreiter:innen im Jahr 2023 erreicht, dass nach jahrelangem Gestank ohne irgendwelche Luftverschmutzungs-Messungen von Seiten Behörden, jetzt endlich mal nachgemessen wird. Wir haben den gesamten Gemeinderat zu einer Infoveranstaltung eingeladen”, erzählt S., “Und der Bürgermeister dann dort gesagt, dass er uns helfen wird. Wir waren nachher regelmäßig in Kontakt und er hat uns z.B. gefragt, wo unserer Meinung nach die besten Standorte für die Luftmessungen wären. Da haben wir ihm natürlich bei der Auswahl geholfen.”

Zurück zum Tag des Eintreffens der Gemeindezeitung: S. blättert erwartungsvoll, ihre Finger sind schon ein bisschen wund, auf den Seiten 16-17 ist des dann endlich soweit: “Jahresrückblick 2023: Das war los”. Dort ist es: Das Foto zu den Luftgütemessungen, die S. und die anderen engagierten Menschen der Bürger:inneninitiative angestoßen haben.

“Da ist ja nur der Bürgermeister drauf!”, stellt S. entsetzt fest. Umgehend kontrolliert sie ihre Frisur. Die passt. Da klingelt das Handy: “Du, S., hast schon das Neueste gehört? Angeblich seid’s ihr deswegen nicht auf dem Foto von den Luftmessungen drauf, weil der Bürgermeister Eure Arbeit als die allein seine verkaufen möchte.” S. schüttelt den Kopf und hängt auf. “In Haag kursieren massenweise Gerüchte”, erklärt sie. “99.99% sind komplett falsch.” Auf den Hinweis, dass das soeben Mitgeteilte ja zu den 0.01% der Infos gehören könnte, die richtig sind, entgegnet sie: “Das kann nicht sein. Er war uns doch immer so freundlich angelächelt. Der würde uns niemals ausnützen, um sich selber politisch zu profilieren. Und dazu, dass er das tut, ohne mitzukriegen, dass er es macht, ist er zu gescheit”

Es bleibt also tatsächlich nur noch eine Möglichkeit: S. entspricht nicht (mehr) den Schönheitsidealen des Bürgermeisters. Es wäre nicht das erste Mal, dass Männer an Frauen übertriebene Aussehensansprüche stellen. “Da kann ich ihm auch nicht helfen”, meint S., die sich selber schön genug findet. Sie schiebt die Vanillekipferl in den Ofen. Weihnachten ist gerettet.

Ende Satire.

Zum Weiterlesen: Was ist & darf Satire?

Wichtige Anmerkung zur obigen Satire:

Satire zeichnet sich dadurch aus, dass sie bestehende Machtverhältnisse in überzeichneter Form kritisiert. Sie geht immer von unten nach oben.
Texte, die von den Mächtigen verfasst werden, und in denen sich diese über weniger Mächtige lustig machen, sind keine Satiren, sondern Machtmissbrauch. Satire tritt niemals nach unten!
Dieser Text nimmt zwei Personen auf die Schippe. Eine von ihnen ist
mir gleichgestellt – die Frau S. Es wäre für mich nicht ok, einen Text über sie zu veröffentlichen, ohne sie vorher sicherzustellen, dass sie ihn ok findet. Weil sie eben keine Mächtigere ist als ich. Deswegen wurde vor Veröffentlichung des Textes die Genehmigung von S. eingeholt.

Datum der Veröffentlichung:

Änderungen seit Veröffentlichung:

  • Einfügen Anmerkungen zur Satire (30.12.2023)
  • Entfernen Verunglimpfung in letztem Absatz (30.12.2023)
  • Verpixelung Foto (4.1.2024)
  • Hinzufügen Link zu Beitrag “Was ist & darf Satire” (4.1.2024)
  • Entfernung ursprüngliche Bilder, Ersetzen durch eigenes Bild (25.3.2024)

Darum der letzten Änderung